von Gerda Wolfram
Byzantinische Musik ist jene Musik, deren Anfänge in den ersten Jahrhunderten des byzantinischen Reiches liegen. Sowohl sakrale als auch weltliche Musik waren Bestandteil des kulturellen Lebens. Doch ist es vor allem der liturgische Gesang der orthodoxen Kirche, der schon sehr früh, zuerst nur durch Texte, ab dem 9./10. Jahrhundert mit Notation überliefert wurde. Weltliche Musik wurde zwar immer ausgeübt, doch ist sie nur in wenigen Belegen erhalten.
Byzantinische Musik erfuhr durch die Präzisierung der Notation (ab der 2. Hälfte des 12. Jahrhunderts), weiters durch die Entwicklung der sog. Kalophonie, der kunstvollen Ausschmückung der Melodien (ab dem 13. Jahrhundert), eine ständige Weiterentwicklung. Die Eroberung Konstantinopels (1453) bedeutete zwar eine gewisse kulturelle Zäsur, doch kam es ab der 2. Hälfte des 17. Jahrhunderts nochmals zu einer Blüte, die mit der Entwicklung der sog. Exegesis, der melodischen Erweiterung von Tonformeln in analytischer Aufzeichnung, ihren Abschluss fand.
Die Reform durch die drei Lehrer Chrysanthos von Madytos, Churmuzios Chartophylax und Gregorios Protopsaltes (1814) etablierte das auch heute in der griechischen Kirche gesungene Repertoire. Dies brachte eine Vereinfachung der Notation und ein erstmals modal genau definiertes System mit sich.